Geschichtenerzählen in Zeiten des Internets

Geschichtenerzähler von heute sind Smoryteller - www.smories.com
Geschichtenerzähler von heute sind Smoryteller - www.smories.com

Smories sind Kurzgeschichten für Kinder, vorgelesen von Kindern. 50 Smories kommen jeden Monat neu hinzu. Die beiden Londoner Autoren und Illustratoren Lisa Swerling und Ralph Lazar hatten die Idee zu smories.com während einer langen Reise in einem schmutzigen Land Rover auf ihrem Weg von der Kalahari Wüste in Botswana nach Kapstadt in Südafrika.

Ihre Tochter (8) kam auf die Idee sich selbst mit einem iPod zu filmen, während sie Kurzgeschichten vorlas. Anschließend spielte sie die Aufnahme ihrer jüngeren Schwester (6) vor. So waren die Kinder für Stunden beschäftigt und inspirierten ihre Eltern zu Smories. Vielen Dank für diese tolle Idee!

Smories ist dabei nicht nur eine kostenlose Online-Videothek für Kinder und somit eine schöne Alternative zu Websites wie YouTube, wo junge Zuschauern allzu leicht zu unbekannten Zielen klicken können. Smories ist auch eine neue Plattform für Kinderbuchautoren, die sie von den üblichen Erschwernissen befreit, ihre Geschichte illustrieren zu müssen, um überhaupt eine Chance auf Veröffentlichung zu haben. Auf Smories.com können Autoren ihre Arbeiten einreichen und veröffentlichen, unter Wahrung aller Urheberrechte.

Die Idee ist noch jung, die Umsetzung ist hervorragend gelungen. Ich frage mich schon jetzt ungeduldig: Wann gibt es Smories auch in anderen Sprachen?

Geschichtenerzählen als das Kaffeehaus noch nicht Starbucks hieß.
Geschichtenerzählen als das Kaffeehaus noch nicht Starbucks hieß.

(Danke swissmiss und smories)

Ausgesprochen hilfreich: 604.546 Wörter in 241 Sprachen

Alle Wörter dieser Welt. Ausgesprochen und aufgezeichnet von Muttersprachlern. Forvo entstand als Idee im Jahr 2007 und ist seit Januar 2008 online. Inzwischen hat sich das in Spanien ansässige Internet-Projekt zum größten Aussprache-Führer der Welt entwickelt.

Sie können auf Forvo kostenlos stöbern und suchen. Wenn Sie neue Wörter oder Aussprachen hinzufügen wollen, müssen sie sich anmelden – aber auch das ist kostenlos. Meiner Meinung nach ist Forvo eine großartige, interaktive Idee, die das Beste aus beiden Welten vereint: den Netzwerk-Gedanken des World Wide Web mit allen Sprachen die im wahren Leben (noch) auf der Welt gesprochen werden.

In der Rubrik „Sprache des Tages“ werden Sprachen vorgestellt, von denen Sie vielleicht noch nie etwas gehört haben, z. B. Lakota, eine Sioux-Sprache, die vom Volksstamm der Lakota gesprochen wird.

Forvo: Aufnahme läuft! - Alle Wörter dieser Welt.
Forvo: Aufnahme läuft! - Alle Wörter dieser Welt.

Haben Sie sich je gefragt, wie Sie den Namen Ihrer ausländischen Lieblingskünstler in seiner oder ihrer Muttersprache richtig aussprechen? Ich war ziemlich beeindruckt, als ich erfuhr, wie die isländische Sängerin auf Isländisch, die französische Band auf Französisch oder der polnische Komponist aus Polnisch ausgesprochen werden.

Für nicht-englische Muttersprachler könnte es zudem aufschlussreich sein, einige Annahmen über die Aussprache der weltweit größten Internet-Firmen neu zu überdenken: , and .

Probieren Sie es aus! Forvo macht Spaß! www.forvo.com

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Ein Freund, ein guter Freund, …

„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität. Die Kinder widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Dieses berühmte Zitat wird seit dem 3. April 1966 dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschrieben, als die New York Times den Amsterdamer Bürgermeister zitierte.

Rafael: Die Schule von Athen

Nicht nur damals in Griechenland oder in den 1960er Jahren in Holland, auch heute noch klagen Eltern und Lehrer über die schlechten Manieren oder sorgen sich um das soziale Wohlergehen ihrer Kinder. Ein Grund für das Unverständnis zwischen den Generationen ist das unterschiedliche Verhalten bei der Nutzung sozialer Medien und neuer Technologien.

Amerikanische Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 8 und 18 Jahren benutzen durchschnittlich siebeneinhalb Stunden täglich irgendein elektronisches Gerät: vom Smartphone über den MP3-Player bis zum Computer. Das fand die Kayser Family Foundation zu Beginn dieses Jahres in einer Studie heraus. Auch wenn in Deutschland noch keine amerikanischen Verhältnisse herrschen, so kann man auch hier in eine beliebige Schule gehen und zusehen, wie spätestens mit dem Pausenklingeln Handys aus den Taschen gezaubert werden um schnell ein paar SMS zu tippen. Auch hierzulande beklagen Eltern und Lehrer den angeblich damit einhergehenden Sprachverfall. Und sie fragen sich: Wenn die Kinder dieser neuen digitalen Generation in sozialen Netzwerken wie SchülerVZ, StudiVZ oder Facebook mehr als 500 vermeintliche „Freunde“ haben, müssen wir uns dann um die Zukunft sorgen?

(C) Facebook Data Team: Beziehungen auf Facebook

Das müssen wir ganz sicherlich, aber wir sollten auch ein wenig genauer hinschauen. Die englische Wochenzeitschrift Economist berichtete in einem Artikel unter dem Titel „Primaten auf Facebook“ im letzten Jahr darüber, dass selbst Menschen mit sehr vielen Facebook-Freunden mit nur sehr wenigen dieser Freunde tratsächlich in ständigem wechselseitigen Austausch stehen. 10 bis 16 Personen sind es nach einer Studie des Facebook Data Teams für Mitglieder mit mehr als 500 „Freunden“. Der durchschnittliche Benutzer auf Facebook hat jedoch „nur“ 120 Freunde, und kommuniziert folglich regelmäßig und wechselseitig mit 3-7 Personen. Das sieht dem guten alten Begriff der Freundschaft doch ganz ähnlich.

Auf den ersten Blick scheinen soziale Netzwerke wie Facebook, SchülerVZ oder StudiVZ den Begriff „Freund“ abzuwerten. Und einige Eltern dürften beeindruckt oder beängstigt sein in Anbetracht der sozialen Multitasking-Fähigkeiten der eigenen Kinder. Dennoch scheinen auch die sogenannten Digital Natives (engl.: digitale Eingeborene) in der Lage zu sein, Freundschaften in ihren sozialen Netzwerken aufzubauen und zu pflegen. Der Economist brachte es auf den Punkt: „Der Neocortex ist die Grenze.“

Es war Robin Dunbar, ein Anthropologe aus Oxford, der aus den Gehirngrößen und sozialen Netzwerken von Menschenaffen auf den Menschen extrapolierte und herausfand, dass die Größe des menschlichen Gehirns stabile Netzwerke von etwa 148 Personen ermöglicht. Viele Institutionen, von neolithischen Siedlungen über das Manipel in der römischen Armee scheinen nach dieser Dunbar-Zahl organisiert zu sein. Und auch Digital Natives in ihrem neuen Lebensraum der Sozialen Netzwerke scheinen diese Grenze nicht zu überschreiten.

Bis vor kurzem konzentrierten sich die Bedenken über den Einsatz neuer Technologien vor allem auf die Auswirkungen für die geistige Entwicklung der Kinder. Mittlerweile wird auch danach geschaut, wie sich deren Einsatz auf die sozialen Beziehungen und Freundschaften auswirkt. Damit werden die Sorgen über die sozialen Auswirkungen von der dunkleren Seite des vernetzten Lebens – mit Cyber-Bullying oder sexuell anstößigen Text-Botschaften, ins rechte Licht gerückt und in einen weiteren Kontext gestellt.

Meiner Meinung nach sind die meisten Sorgen der älteren Generation das Ergebnis von etwas, was Remo Largo, ein Schweizer Kinderarzt und Autor von Babyjahre, Kinderjahre und Schülerjahre, „misfit“ zwischen kindlichem Verhalten und der Umwelt nennen würde. In diesem Sinne müssten sich neue und innovative Lernumgebungen besser an die individuellen Bedürfnisse der Kinder anpassen. Das bedeutet einerseits neue Ansätze zu erproben, um einem digitalen Analphabetismus entgegenzuwirken und die digitale Kluft zu verkleinern.

Aber es geht auch darum, sich für die neue Lebenswelt der Kinder und ihre Bedürfnisse im virtuellen Lebensraum zu interessieren. Eine bessere Bildung wird ihnen dabei helfen, das Gleichgewicht zu finden zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre, Vernetzung und Freundschaft, Multitasking und Konzentration, leichtgewichigem Geplauder und persönlicher Reflexion. In einem Wort, zwischen Online-Netzwerken und dem Leben da draußen.

Kepler reloaded: Sphärenmusik wird Solarbeat

Macht das Universum Musik? Johannes Kepler veröffentlichte 1619 in seinem Werk „Harmonices Mundi“ eine Beschreibung der Sphärenmusik. Er ordnete den Planeten eine relative Umlaufgeschwindigkeit zu und gab jedem Planeten seinen eigenen Ton. Aus wissenschaftlicher Sicht gilt Kepler als Entdecker der nach ihm benannten Planetengesetze, seine Ideen zur Sphärenmusik wurden nicht weiter ernst genommen.

Heute stellen die Designer von Whitevinyl diese Idee auf den Kopf und verwenden genau diese Umlaufzeiten, um zu musizieren. Das Ergebnis ist auf der Webseite von Whitevinyldesign zu behören und in Bewegung zu betrachen. Kontemplativ,  interaktiv, lehrreich. Sehr gelungene Umsetzung!

Quelle: whitevinyl design

DAAD stellt Website zum Studieren in Deutschland vor

Im Rahmen der Kampagne „Studieren in Deutschland – Land der Ideen“ hat der DAAD eine neue Website für ausländische Studierende veröffentlicht. Die häufigsten Fragen zum Leben und Studium in Deutschland beantworten dort zehn Videoclips des Projekts „Student Life“. Ziel der neuen Website ist es, die Zahl hochqualifizierter ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen zu steigern. Ob die Videos zur deutschen Bürokratie, zum Studium oder zur deutschen Sprache dabei hilfreich sind oder eher abschrecken muss sich noch zeigen.

Study-in.de wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert und vom DAAD herausgegeben und kooperiert bei der Studiengangsuche mit der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).

www.study-in.de

Tactical Technology Collective stellt Toolkit vor

Tactical Technology Collective (kurz: tacticaltech) ist eine internationale NGO mit Sitz in Brighton, die Menschenrechtsaktivisten dabei hilft, Informations- und Kommunikationstechnologien für ihre Arbeit zu nutzen. Tacticaltech produziert vor allem gut durchdachtes und verständlich aufbereitetes Trainingsmaterial. Zurzeit tourt ihr neuester Dokumentarfilm „10 Tactics for Turning Information into Action“ um die Welt. Im Film wie auch im zugehörigen Toolkit geht es um zehn ausgewählte Taktiken im Informations-Aktivismus. Diese werden mit Erfahrungen von Aktivisten und Fallbeispielen illustriert, die Tacticaltech auf dem Information Activism Camp Anfang 2009 gesammelt hat.

Zwar wirbt der Film offen für den Nutzen und die Möglichkeiten von Social-Media-Plattformen, weist aber auch auf die damit verbundenen Gefahren, Schwierigkeiten und Risiken hin. Oberste Priorität hat der Schutz der Opfer, die nicht durch Info-Aktivismus erneuten Gefahren ausgesetzt werden sollen.

Desweiteren ist es trotz kreativer Ansätze oft schwierig, Online-Aktivismus in Aktionen im realen Alltag zu übertragen. Insofern ist der Titel „Turning Information into Action“ durchaus hoch gegriffen, da der Film selbst oft die umgekehrte Richtung illustriert „Turning Action into Information“. Im besten Falle schließt sich der Kreis, so dass sich Informationen und Aktionen gegenseitig verstärken.


(c) 2010 Tactical Technology Collective

Die 10 Taktiken lauten im einzelnen:

1 Menschen mobilisieren – Bring them to action
2 Aufzeichnen und bezeugen – Someone is watching
3 Die Botschaft visualisieren – Picture it
4 Persönliche Geschichten verstärken – No one is listening
5 Eine Prise Humor – Provoke a smile
6 Kontakte managen – Understand your connections
7 Komplexe Daten nutzen – Make it simple
8 Kollektives Wissen nutzen – Report it live
9 Menschen Fragen stellen lassen – Technology that listens
10 Nachforschen und öffentlich machen – Reveal the truth

Weitere Informationen auf der Website zum Film: www.informationactivism.org

Dort ist auch der gesamte Film in 10 Episoden als Video-Stream verfügbar.

Open Data Initiative der Weltbank gestartet

Die Weltbank ermöglicht seit dem 20.4.2010 öffentlichen Zugriff auf umfangreiche Datensätze, die bisher nur zahlenden Abonnenten zur Verfügung standen. Die Datenbank enthält statistische Daten zu den Bereichen Bildung, Gesundheit, Armut, Umwelt, Wirtschaft und Handel.

Die Entscheidung der Weltbank könnte dazu beitragen, dass sich zukünftig Wissenschaftler, Journalisten, NGOs, Unternehmer aber auch Schulkinder leichter einen eigenen Überblick über die Entwicklung der Welt verschaffen können. Die Website steht in vier Sprachen zur Verfügung – englisch, französisch, spanisch und arabisch – und ist durchaus benutzerfreundlich gestaltet. Man kann vorstrukturierte Informationen zu Ländern, Themen und Indikatoren abrufen oder sich selbst durch die gesamte Datenbank klicken. Auch die Visualisierungen scheinen auf den ersten Blick sehr übersichtlich und gelungen. „Open Data Initiative der Weltbank gestartet“ weiterlesen