Google Art Project wächst weiter

Im Februar letzten Jahres startete das Google Art Project mit 17 Museen. Mittlerweile wurde die virtuelle Sammlung auf mehr als 30000 Kunstwerke aus über 150 Galerien, Sammlungen und Museen weltweit erweitert. Google hat die Gemälde, Fotografien, Skulpturen und Felsenmalereien abfotografiert und macht sie hochauflösend online zugänglich.
Die Navigation des Art Projects hat sich durch diverse Ansichten und Filtermöglichkeiten seit dem Launch deutlich verbessert. Das ganze erinnert an ein kunsthistorisches Mash-up diverser Google-Produkte (Bildersuche, Streetview, Maps, Books) und ist schon allein aufgrund des Umfangs beeindruckend. Das Google Art Project reißt jedoch die Werke aus ihrem Kontext und ordnet sie neu an. Dies erinnert vom Ansatz her an Apples iTunes, das eine ähnliche Dekontextualisierung von Musikstücken eingeleitet hat. Wer hört schon heute noch ein gesamtes Album?
Jetzt nimmt Google im großen Umfang die Bilder von der Wand. Durch derartige Reproduktionen wird Neues produziert und geht Altes verloren. Der Algorithmus kuratiert, der Betrachter wird zum Nutzer und sendet werbeträchtige Klick-Signale immer gleich mit. Die Dimension der Filter-Blase wächst. Vermutlich in dem Maße, wie sich umgekehrt das Kunsterlebnis auf den zweidimensionalen Bildschirm verflacht: das Museum als Slideshow. Eine gewisse Faszination geht davon trotz allem aus.

www.googleartproject.com

Das Goldfisch-Orchester

Zwei Musiker des Quintetts. (c) www.quietensemble.com

Manche halten Fische für stumm. Andere bringen ihnen das Musizieren bei. „Quintetto“ verwendet die Bewegungen von Goldfischen als Ausgangsmaterial für die Erzeugung von Klängen. Die Künstler vom Quiet Ensemble wollen so die „unsichtbaren Konzerte des alltäglichen Lebens“ erlebbar machen. 5 Goldfische werden durch eine Videokamera aufgenommen und ihre vertikalen Bewegungen von einem Computerprogramm in digitale Tonsignale übersetzt. Jeder Fisch spielt sein eigenes Instrument und das Quintett erschafft sein eigenes improvisiertes Konzert. Quintetto gewann 2009 den dritten Preis in der Kategorie Installation und Skulptur beim Celeste Art Prize in Berlin. Hören Sie selbst:

Quintetto auf Vimeo.

Eine Hommage an die Schreibmaschine

History of the typewriter auf Vimeo.

„Die Geschichte der Schreibmaschine rezitiert von Michael Winslow“ ist ein Projekt des spanischen Künstlers Ignacio Uriarte. Dazu zeichnete Uriarte zunächst die Originalklänge von 62 Schreibmaschinen auf. Anschließend reproduzierte der Schauspieler Michael Winslow (Police Academy) eine Auswahl dieser Klänge in chronologischer Reihenfolge. Eine 20-minütige Zeitreise durch 100 Jahre Schreibmaschinengeschichte. Und eine Hommage an den vergänglichen Klang des Alltags einer anderen Zeit.

Tippen ohne Touch-Screen (1926).
1895 Barlock Mod. 4
1898 Pittsburgh Visible
1902 Germania Regina Mod. 1
1910 Remington Mod. 10
1915 Faktotum Mod. 2
1918 Continental Standard
1921 Adler Mod. 15
1923 Adler Mod. 7
1924 Invicta Mod. 5
1926 Orga Privat Mod. 3
1927 Underwood Mod. 5
1932 Remington Noiseless Portable
1933 Continenta (Wanderer Werke)
1934 Adler Langwagen
1936 Triumph
1937 Imperial Breitwagen
1941 Urania Mod. 8
1944 Halda Atvidabergs
1948 Imperial Mod. 60
1949 Continental Standard
1951 Erika Mod. 9
1952 Olympia Mod. Elite
1953 Groma Reiseschreibmaschine
1954 Hermes Mod. Baby
1955 Gossen Tippa
1956 Optima Mod. M10
1957 Triumph Büroschreibmaschine
1965 IBM Executive Mod. 42
1969 Olympia Büroschreibmaschine
1973 IBM Mod. 82 Büroschreibmaschine
1979 IBM Composer
1980 Olympia Robotron
1983 Olympia Monika Deluxe

Animierte Ikonenmalerei

„Die Schlacht von Kerschenez“ ist ein russischer Animationsfilm, der 1971 unter der Regie von Jurij Norshtejn und Ivan Ivanovo-Vano entstand. Die Geschichte basiert auf einer Legende um die unsichtbare Stadt Kitesch. Die legendäre Stadt verschwindet unter den Wassern eines Sees, um einem Angriff durch die Goldene Horde zu entgehen. Der Film selbst folgt der Legende nur bruchstückhaft, konzentriert sich eher auf ihren Höhepunkt, den Kampf zwischen russischen Soldaten und der goldenen Horde, der zu einem symbolischen Kampf der Kulturen stilisiert wird. Die Motive und Figuren sind mittelalterlichen Fresken entnommen, die Musik entstammt einer Oper Rimskij-Korsakows. Hätten er und Andrej Rubljow einen gemeinsamen Film geplant, wäre vermutlich das dabei herausgekommen. Ein Meisterwerk!

Tarkovskijs Polaroids

Tarkowskijs Filme erscheinen oft wie eine stille Montage aus einzelnen ruhigen Einstellungen. Nach seinem verstörenden Hauptwerk Stalker verließ Tarkovskij 1979 die Sowjetunion und ging zunächst nach Italien ins Exil. Mit einer Polaroidkamera nahm er dabei Abschied von seiner Heimat und eignete sich gleichsam die neue Welt an.

Die dabei entstandenen sehr persönlichen Bilder wurden in einer Auswahl erstmals 2006 in Italien veröffentlicht und liegen unter dem Titel Lichtbilder auch als deutsche Buchfassung vor. Ein russischer Foto-Blog hat jetzt alle Bilder digitalisiert und ein weiterer Blog diese als Polaroid-Galerie aufbereitet.

Zwar sollte die Ära der Sofortbildfilme bereits 2008 enden, wenn es nach Polaroid gegangen wäre. Glücklicherweise ist es den ehemaligen Mitarbeitern der letzten verbliebenen Produktionsstätte in den Niederlanden mit ihrem Impossible Project gelungen, die Fabrik zu übernehmen und das Sofortbild in Eigenregie wiederzubeleben.

Teslas Gewittermusik

Eine Tesla-Spule ist eine Transformatorschaltung, die von Nikola Tesla Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde. Sie erzeugt hohe Spannungen und sehr hochfrequenten Wechselstrom. Manche Leute machen Musik damit. „Was Sie hören ist ein audiomoduliertes Gewitter“, erklärt Joe DiPrima von Arcattack, einer Band aus Austin, Texas. In den Shows von Arcattack tanzt deren MC und Stuntman Patric Brown mit einem Faraday-Schutzanzug durch Funken mit einer Spannung von einer halben Millionen Volt.

One-Bit Symphony

1-Bit Symphony von Tristan Perich auf Vimeo.

Tristan Perichs 1-Bit Symphony ist eine elektronische Komposition in fünf Sätzen. Und obwohl die elektronische Schaltung in einer CD-Hülle untergebracht ist, handelt es sich eher um eine Aufführung als um eine Aufnahme im klassischen Sinne. Der von Perich programmierte und montierte Schaltkreis spielt die Musik „live“ über einen eingebauten Kopfhöreranschluss. Das Projekt wird am 24. August 2010 beim New Yorker Label Cantaloupe veröffentlicht und kann schon jetzt vorbestellt werden.