The King’s Speech

George VI. - Rede zur Eröffnung einer Ausstellung in Schottland 1938. (Klicken Sie auf das Bild um die Originalrede anzuhören.)

Albert Frederick Arthur George sollte und wollte kein König sein. Der zweite Sohn von Georg V. und Queen Mary wuchs zunächst im Schatten seines älteren Bruders Edward auf. Er war durchaus zufrieden mit seiner Nebenrolle. Als scheuer, zurückhaltender Mensch mochte er nicht im Mittelpunkt stehen. Öffentliche Reden waren enorme Herausforderungen bei denen ihm sein Stottern im Wege stand. Als ihn sein Vater im Oktober 1925 bat, vor einer riesigen Menschenmenge im Wembley Stadium und über Rundfunk die Empire Ausstellung mit einer Rede zu beenden, war dies eine Tortur für seine Zuhörer und für ihn selbst. Doch schon 1936 sah sich Albert gezwungen, die Königsrolle zu übernehmen. Sein Bruder König Edward VIII. hatte nach nur wenigen Monaten Regierungszeit abgedankt, um die zweimal geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson zu heiraten.

Der Oskar-nominierte Kinofilm The King’s Speech, der am 17. Februar in die deutschen Kinos kommt, erzählt die bewegende Geschichte einer Transformation und einer unwahrscheinlichen Begegnung von Albert – dem späteren König Georg VI. – mit Lionel Logue, einem australischen Sprachtherapeuten.

Königin Elisabeth, die spätere Queen Mum, überlebte ihren Mann um ein halbes Jahrhundert und gab ihre Zustimmung, dass die Geschichte erzählt werden könne, jedoch erst nach ihrem Ableben. Die Geschichte ist nun zu einem großartigen Kinofilm geworden mit Colin Firth, Geoffrey Rush and Helena Bonham Carter in den Hauptrollen.

Der Film ist auch deshalb gelungen, weil er deutlich macht, dass der König niemals „geheilt“ wird oder sein Stottern „überwindet“. Colin Firth, der Hauptdarsteller, sagte in einem Interview der Britischen Stotter Vereinigung (BSA), dies wäre eine Lüge gewesen. Es geht dem Film eher darum zu zeigen, wie sich der König mit seinem Stottern arrangiert. Und er zeigt auf einfühlsame, bewegende und humorvolle Art, welche Herausforderung es darstellt, gefangen zu sein im eigenen stockenden Redefluss, während die eine Hälfte der Zuhörer den Redner anstarrt und die andere Hälfte peinlich berührt zu Boden blickt.

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Lehrer schocken Studenten

Lehrer schocken Studenten (1938)

Dieses Bild aus der Library of Congress trägt den Titel: „Lehrer schocken Studenten an der George Washington University, Washington, DC, 2. August“. Das Bild erinnerte mich daran, wie seltsam der Einsatz von Technologien in der Bildung einige Jahre oder Jahrzehnte später mitunter anmuten kann. Die so genannte Schock-Maschine, die von Dr. Willard Hayes Yeager erfunden wurde, soll die Rhetorik der Studenten verbessern und die „ahs“, „ähms“ und „jas“ aus ihrer freien Rede heraushalten. Auf dem Photo ist Dr. Yeager zu sehen, wie er Jane Hampton, 17, die Schockelektroden anlegt.

Wenn die Studenten bei der öffentlichen Rede einen Fehler begingen, machte sie der Professor am anderen Ende des Raumes durch einen sanften Elektroschock darauf aufmerksam. Vielleicht gelang es so tatsächlich, einige „ähms“ zu verhindern, aber es dürften auch einige schmerzliche „ahs“ hinzugekommen sein. Werden die Menschen in etwa 70 Jahren genauso zurückblicken und sich fragen, was wir damals taten, um neue Technologien im Bildungsbereich einzuführen? Wahrscheinlich werden sie das.