Digitale Geisteswissenschaften – Soziale Netzwerke in Zeiten der Aufklärung

Soziale Netzwerke sind ein alter Hut, nichts geht mehr ohne sie. Und das schon viel länger als man gemeinhin vermutet.

Die Gelehrtenrepublik der Aufklärung (res publica literaria) war einer der tiefsinnigen Vorläufer von Facebook, das sich ähnlich wie heutige Netzwerke von nationalen Grenzen oder Sprachbarrieren wenig beeindrucken ließ. Philosophen, Schriftsteller und andere Denker standen in regem Briefwechsel, darunter Leibniz, Linné, Voltaire, Rousseau, Franklin, Newton und Diderot.

Heutzutage interessieren sich nicht nur Informatiker sondern auch immer mehr Geisteswissenschaftler für Möglichkeiten der Visualisierung von historischen Daten in mehreren Dimensionen. Wer schrieb wann, wie oft, an wen, woher und wohin? Solches Wissen kann man entweder mühsehlig in vielbändigen Kompendien zusammensuchen oder es mit Hilfe moderner elektronischer Datenbanken und Visualisierungsmethoden sichtbar machen, ihm einen neuen, erweiterten Sinn geben.

Die sogenannte Electronic Enlightenment Datenbank enthält mehr als 55,000 Briefe und Dokumente die im 17., 18. und 19. Jahrhundert zwischen den Gelehrten der res publica literaria ausgetauscht wurden; eine Herausforderung für die digitalen Geisteswissenschaftler von heute.

Studenten und Professoren der Stanford University haben sich dieser Aufgabe angenommen. Ihr Projekt Mapping the Republic of Letters visualisiert das Soziale Netzwerk der Aufklärung indem es die verschiedenen Dimensionen der historischen Datenbank als interaktive Karte online aufbereitet.

Dan Edelstein von der Stanford University zeigt sich beeindruckt über die Aufklärer: „Sie waren in der Lage die öffentliche Meinung und kritisches Denken zu erschaffen und zu beeinflussen. Wenn etwas in einer Stadt oder einem Land passierte, war dies bald auch anderswo bekannt und wurde diskutiert. Dank dieser Netzwerke gab es eine Art Informationsfreiheit.“

[yframe url=’http://www.youtube.com/watch?v=nw0oS-AOIPE‘]

Weitere Informationen:

(via the republic of bloggers @brainpicker / www.brainpickings.org)

Die Universität des 21. Jahrhunderts? – 750+ TED-Vorträge online

(c) www.ted.com

TED ist eine kleine gemeinnützige Organisation die sich dem Motto “Ideas Worth Spreading” verschrieben hat. Seit 1984 versucht TED im Rahmen einer Konferenz, Menschen aus drei Welten zusammenzubringen: Technologie, Entertainment, Design. Im Laufe der Zeit hat sich das TED-Spektrum erheblich erweitert. Neben zwei jährlichen Konferenzen – der TED-Konferenz im Frühjahr in den USA und der TEDGlobal-Konferenz im Sommer in Oxford, UK – umfasst TED seit einigen Jahren auch die preisgekrönte TEDTalks Video-Website. Dieser Versuch, die TED-Ideen mit der Welt zu teilen zog rasch ein weltweites Publikum an. Einige halten TED nunmehr für die Universität des 21 Jahrhunderts. Gewiss sind die Vorträge inspirierend. Allerdings kann ein zehn- bis zwanzigminütiger TEDTalk oft nur genau das sein und nicht mehr: Inspiration, ein Einstieg, ein Anstoß, den Rest müssen andere leisten und nicht zuletzt jede(r) selbst.

Hier finden Sie eine vollständige Liste der mehr als 750 online verfügbaren TED-Vorträge.

Streetview wird zu Steetslide

Während in Deutschland die Diskussion um Google Streetview weitergeht, Verbraucherministerin Aigner Ihren Streetview-Widerspruch und Sascha Lobo den Widerspruch gegen den Widerspruch als Formblatt aufbereitet haben, wird in den Forschungsabteilungen weiter an der Verfeinerung der visuellen Suchmaschine gefeilt.

Der letzte Beitrag kommt aus dem Hause Microsoft und nennt sich Streetslide. Durch die neue Technologie wird der Nutzer nicht mehr wie bisher von einer 360-Grad-Blase zur nächsten teleportiert, sondern gleitet gemütlich an einem Häuserpanorama entlang. Dadurch wird nicht nur die visuelle Suche effizienter und schneller, sondern es bleibt Platz für Hinweisschilder und Werbetafeln, die die Orientierung erleichtern. Ganz ähnlich wie auf der echten Straße, auf der man, dank einer Mobilanwendung, zukünftig leichter seinen Weg finden wird.

Microsoft Research
MIT Technology Review

Streetview für die Milchstraße

Emmart Carter vom Amerikanischen Museum für Naturgeschichte koordiniert seit 12 Jahren eine Gruppe von Wissenschaftlern, Künstlern und Programmierern, die gemeinsam versuchen, eine komplette 3D-Visualisierung des Universums zu erstellen. Sein neuester Film „The Known Universe“ visualisiert Daten aus dem Digital Universe Atlas, ein umfassender 3D-Atlas des Universums, der auch zum Download bereitsteht. Ben R.Oppenheimer, Kurator am Museum, vergleicht den digitalen Atlas mit Mercators Erfindung des Globus‘: „Dieser ermöglichte allen einen neuen Blickwinkel auf den Ort an dem sie leben und auf ihre Beziehungen zu anderen. Wir hoffen, dass das Digitale Universum das gleiche auf einer größeren, kosmischen Skala erreicht.“ Bei dem Blick über den Tellerrand und der Erweiterung des eigenen Horizonts können derartige Visualisierungen gewiss hilfreich sein.